Woran glaubt ein Atheist – Spiritualität ohne Gott von Comte-Sponville

Nachdem ich hier lange nichts mehr gepostet habe, da ich mit Büchern und anderen Texten beschäftigt war hier ein Artikel, den ich vor Jahren auf der nicht mehr existenten Seite suite101.de veröffentlicht habe:

Besprechung des Buches „Woran glaubt ein Atheist – Spiritualität ohne Gott“ des französischen Philosophen Comte-Sponville
In seinem Buch „Woran glaubt ein Atheist – Spiritualität ohne Gott“ beschreibt André Comte-Sponville (geboren 1952 in Paris, bis 1998 Professor an der Sorbonne und jetzt als freier Schriftsteller tätig) seine Haltung zur Religion, zum Glauben an Gott und sein Verhältnis zur Spiritualität.
Kann man auf Religion verzichten?
Im Ersten Hauptkapitel definiert Comte-Sponville den Begriff der Religion. Er gibt sein eigenes Bekenntnis als Atheist, der in der Tradition der griechisch-jüdisch-christlichen Tradition steht und an gewissen moralischen Werten die daraus entstanden sind, festhält und er stellt fest, dass eine menschliche Gesellschaft nicht auf Kommunion ( Gemeinschaft, Zusammenwirken, Zusammenhalt) verzichten kann, dass diese aber nicht religiös sein muss. Ebenso benötigt seiner Ansicht nach die Gesellschaft ein gemeinsames Bekenntnis. Bekenntnis unterscheidet er vom Glauben als etwas was man anerkennt, was man für richtig befindet, während Glaube eine Überzeugung ist. Ohne ein Bekenntnis sieht er Nihilismus und Barbarei des Fanatismus im Vormarsch. Er sieht in Bezug auf moralisches Denken und Handeln keinen Unterschied, ob man bekennender Atheist ist und eine nicht gläubige Gesellschaft, oder eben nicht. Nur Fanatiker und Dogmatiker schließt er aus.
Gibt es Gott?
Im zweiten Hauptkapitel versucht er sich an einer vorläufigen Definition eines Gottes-Begriffes und setzt sich mit den sogenannten Gottes-Beweisen auseinander. Die drei wichtigsten davon widerlegt er und macht deutlich, dass man weder die Existenz noch die Nicht-Exstenz Gottes beweisen kann. Er nennt seine eigen Gründe, nicht mehr an Gott zu glauben:
1. Die Unmöglichkeit eines Gottesbeweises
2. Die Nicht-Erfahrbarkeit Gottes (er zeigt sich nie)
3. Gott ist die unerklärliche Begründung für das Unerklärliche
4. Das Übermaß des Bösen in der Welt
5. Das Mittelmaß der Menschen, die ja angeblich nach Gottes Ebenbild geschaffen sind
6. Der übermächtige Wunsch nach der Existenz Gottes (wer möchte nicht geliebt werden von einem überhöhten Vater)
Zuletzt betont Comte-Sponville das Recht nicht zu glauben, sieht den Laizismus (Trennung von Religion und Staat als das kostbarste Erbe der Aufklärung. Für ihn ist die Freiheit des Geistes noch wichtiger als der Friede, „denn ohne sie ist der Friede nur Knechtschaft“.
Welche Spiritualität für Atheisten?
Im letzten Hauptkapitel widmet sich der Autor dem Thema Spiritualität. Er legt Wert darauf, dass man als Atheist sehr wohl ein spirituelles Leben ohne Religion haben kann. Er erklärt die Begriffe Mystik und Mysterium und beschreibt, das was für ihn Spiritualität beinhaltet. Er sieht „Spiritualität der Immanenz eher als der Transzendenz, und der Öffnung eher als Innerlichkeit. Spiritualität führt ihn dazu, das das Ego in der mystischen Erfahrung sich auflöst, dass Fülle, Einfachheit, das Empfinden von Einheit, das Schweigen des Denkens, die Aufhebung der Zeit (Ewigkeit), innere Gelassenheit und die Annahme dessen was ist, entstehen.
Comte-Sponville greift in seinem Buch sowohl auf westliche Philosophen zurück als auch auf östliche und findet so zu einer schlüssigen Gesamtsicht. Für den in philosophischer Literatur ungeübten Leser ist das Buch teilweise etwas sperrig zu lesen, besonders im zweiten Teil bleibt es recht theoretisch. Seine Abschluss gibt dann noch ein mal sein Bekenntnis wieder:
„Die Liebe schenkt Leben, nicht die Hoffnung; Wahrheit befreit, nicht der Glaube.
Wir sind schon im Paradies: Ewigkeit ist jetzt.

Quelle: André Comte-Sponville „Woran glaubt ein Atheist – Spiritualität ohne Gott“, Zürich 2008

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