Frederisiko – ein fürstliches Erlebnis
Nachdem wir bereits einmal vergebens
den Weg nach Potsdam zum Neuen Palais gemacht hatten und wegen
Überfüllung nicht in die Ausstellung über Friedrich den Großen
gelangen konnten (wir hätten mindestens zwei Stunden warten müssen),
hatten mein Mann und ich für den vergangenen Sonntag, der letzten
Möglichkeit, die Ausstellung zu sehen, Karten übers Internet
besorgt und kamen pünktlich zur vorgegebenen Zeit am
festgelegten Eingang des prächtige Schloss im Park von Sanssouci an.
Da wir etwas früh in Potsdam gewesen waren, hatten wir uns noch zu
einen Spaziergang entschlossen durch den in herbstlichen Farben
leuchtenden Lustgarten der preußischen Könige und genossen die
herrliche, frühherbstliche Sonne und den strahlendblauen Himmel.
Dann traten wir in das königliche Schloss ein und verzichteten auf
den Audioguide, sondern nahmen nur das Booklet mit kurzen
Erläuterungen mit. Wir waren schnell im Bann einer gut gemachten
Ausstellung, aber auch dieses prachtvollen Schlosses. Die nicht
endend wollenden Gänge und hintereinander liegenden Räume boten mit
den kurz und knapp dargebrachten schriftlichen Erläuterungen ein
anschauliches Bild sowohl der Lebensumstände, als auch der
Persönlichkeit und der Bestrebungen des Preußenkönigs. Immer
wieder ging unser Blick sowohl hoch zu den prächtigen Decken mit
ihrem vergoldeten Stuckwerk oder Deckengemälden, als auch zum
kostbaren Fußboden aus wertvollen Hölzern oder edlem
Gestein. Letzteres war wegen der großen Zahl von Besuchern und der
Abdeckungen zum Schutz vor Abnutzung und Beschädigung nur
eingeschränkt zu bewundern. Aber die gute Organisation sorgte dafür,
dass die große Besucherzahl die Besichtigungsmöglichkeiten nur geringfügig
einschränkte. Prächtige Ornamente, teure Materialien und zahlreiche
Bilder findet man ja auch in anderen Schlössern, aber die Gestaltung
des neuen Palais weist immer wieder Überraschungen und
Besonderheiten auf. Dass es beabsichtigt war, mit dem Bau und der
Ausgestaltung dieses andere Fürsten zu übertreffen und Preußen als
führende Macht Europas darzustellen, wird überall deutlich und die
Ausstellung macht es sehr schön deutlich. Besonders gut gefallen hat
mir der Grottensaal, der mit unzähligen Muscheln, polierten
Halbedelsteinen und ungewöhnlichem Stuckwerk verkleidet ist. Nicht
minder beeindruckend ist die große Marmorgalerie in der ersten Etage
mit ihrem kostbaren Fußboden (wegen dessen Beschädigung aufgrund
von Baufehlern man diese Räumlichkeit nicht betreten darf), den
pompösen Deckengemälden und den unzähligen Spiegeln an den Wänden.
All diese Pracht, die der König laut
Ausstellungstext nur drei Monate im Jahr nutzte, konnte natürlich
nur zu Lasten des einfachen Volkes entstehen, aber immerhin sorgt sie
heute dafür, dass Massen von Touristen aus aller Welt nach Potsdam
strömen und hier auch ihr Geld lassen. Wir waren auf jeden Fall
froh, Schönheit und Pracht für kurze Zeit genießen zu können und
nahmen unvergessliche Eindrücke mit nach Hause.
© Ludger Gausepohl Oktober 2012
© Ludger Gausepohl Oktober 2012
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