Thomas Mann und die "Königsallee"


Soeben habe ich ein recht umfängliches Buch zu Ende gelesen: Hans Pleschinskis „Königsallee“ erschienen bei C.H.Beck.
Ich war sehr angetan von diesem Werk, auch wenn es in Stil und Schreibweise sehr an Thomas Mann erinnert. Das kommt aber nicht von ungefähr, denn selbiger spielt in diesem Buch eine Hauptrolle.
Ein gewisser Klaus Heuser kommt per Zufall zur gleichen Zeit im gleichen Hotel in Düsseldorfs Königsallee an wie der Nobelpreisträger. Heuser war in jungen Jahren ein Schwarm des Dichterfürsten und wohl noch immer in dessen Fantasie. Pleschinski spinnt hier eine Geschichte auf der Grundlage wirklich abgelaufener Ereignisse und läßt eine Begegnung der beiden und zuvor die Entwicklung dorthin stattfinden, die es so aber nie gab. Dabei treten neben Mann und seiner Frau Katja, noch Erika und Golo Mann, so wie Thomas Manns früherer Freund Ernst Bertam auf, welcher aber später die Bücherverbrennungen der Nazis bejubelte und nun um Verzeihung nachsucht. Ein ehemaliger Nazigeneral komplettiert den Reigen der Figuren des Romans, der aber dem Künstler weichen muss, da der Hoteldirektor um den Ruf seines Hotels und Düsseldorfs fürchtet.
Die Zeit Anfang der fünziger Jahre wird sehr treffend abgebildet. Die Nähe der schlimmen Kriegsjahre und der Nazizeit sind zu erahnen, ebenso wie der Aufbruch ins Wirtschaftswunder. Die künstliche Sprache macht das Lesen vielleicht erst anstrengend, aber regt auch an in ihrer kunstvollen Gestaltung. Immerhin ist Pleschinski nicht ganz so ausschweifend, wie es mich manchmal bei Mann gestört hat. Ganz herrlich ist die Darstellung Heusers in seiner Beziehung zu seinem indonesischen Lebensgefährten Anwar. Alles wird so selbstverständlich und humorig beschrieben, wie man es sonst über alte Ehepaare liest. Zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, sicher nicht selbstverständlich. Überhaupt durchzieht eine satirische Note die ganze Geschichte und man legt das Buch mit einem Lächeln fort.
Von Anspielungen auf ein Buch Thomas Manns „Lotte in Weimar“ und dass Klaus Heuser als Vorbild diente in Manns Josef-Triologie, sowie bei Felix Krull (bei Pleschinski taucht auch noch ein Hotelboy namens Armand auf) war mir beim Lesen nicht bewusst, biss es erwähnt wurde, aber mir schien dieses Wissen auch nicht erforderlich um den Roman genießen zu können, aber könnte einen Anreiz bieten, das Buch nochmals zu Hand zu nehmen.

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